13.07.06: Regensburg ist Weltkulturerbe - Unesco verleiht Prädikat  
 
Die am Besten erhaltene mittelalterliche Großstadt Deutschlands erhielt jetzt von der UNESCO das Prädikat Weltkulturerbe.  
Vilnius/Regensburg (obx). Das Weltkulturerbe-Komitee der Unesco hat heute (13.7.) im litauischen Vilnius entschieden: Deutschlands besterhaltendste mittelalterliche Großstadt Regensburg darf sich zukünftig mit dem begehrten Prädikat "Weltkulturerbe der Menschheit" schmücken.  
Regensburgs Altstadt steht damit auf einer Ebene mit den Pyramiden von Gizeh und der Chinesischen Mauer. Das Weltkulturerbe-Komitee der Unesco hat heute im litauischen Vilnius beschlossen, dem Mittelalterensemble am nördlichsten Punkt der Donau den begehrten Titel zu verleihen. Regensburg hat die als äußerst kritisch bekannte Jury mit einer rund 3000 Seiten starken Bewerbungsschrift überzeugt, in der detailliert die rund 1400 mittelalterlichen Baudenkmäler der Altstadt beschrieben sind ? das sind so viele, wie weltweit keine andere Stadt dieser Größe vorweisen kann. Regensburger Politiker, Denkmalschützer und Touristiker bejubelten in ersten Stellungnahmen die Botschaft der Unesco.  
Der 13. Juli 2006 wird damit zu einem weiteren Höhepunkt in der 2000-jährige Stadtgeschichte. Bereits seit rund 20 Jahren bemühte sich die Donaustadt um das auch touristisch werbewirksame Prädikat ?Weltkulturerbe?.  
Regensburg wurde vor fast 2000 Jahren von den Römern gegründet. Heute gilt das einstige Römerkastell als besterhaltene mittelalterliche Großstadt Mitteleuropas mit rund 1400 Einzeldenkmälern. Im frühen Mittelalter machten Bayerns Herzöge Regensburg zur ersten bayerischen Hauptstadt, lange bevor sich München zum Nabel des Freistaates aufschwang.  
Deutsche Geschichte wird im Reichssaal, dem ersten deutschen Parlamentssaal, lebendig. Hier wurden zwischen 1663 und 1806 von den Reichsfürsten Entscheidungen ?auf die lange Bank geschoben? oder ?am grünen Tisch? entschieden. Geflügelte Worte, damals in Regensburg geprägt, die in unserer Sprache bis heute überlebt haben.  
Regensburgs Steinerne Brücke, 1146 eingeweiht und damit Deutschlands zweitältestes Brückenbauwerk, galt mit ihren 300 Metern Länge und den 15 massiven Steinbögen im Mittelalter als Weltwunder. Sie stand unter anderem Pate für die Karlsbrücke in Prag. Der Dom, an dem mehrere Generationen von Handwerkern über 600 Jahre bauten, zählt mit seinen 105 Meter hohen Türmen neben dem Kölner Dom zu den bedeutendsten gotischen Kirchenbauten Deutschlands.  
Ob Regensburg in diesem Jahr tatsächlich das Rennen machen würde, galt bis zum Schluss als Zitterpartie. Da Europa auf der Liste bereits gut vertreten ist, werden Bewerbungen europäischer Städte deutlich strenger behandelt, sagen Insider. Im vergangenen Jahr lehnte das Komitee die Bewerbung Heidelbergs ab, zuvor war das Bremer Rathaus erst im ersten Anlauf ebenfalls durchgefallen.  
Das Bemühen um Aufnahme in die Denkmalliste begann vor zwei Jahrzehnten. Nach der Wiedervereinigung wurden allerdings zunächst Objekte in den neuen Bundesländern bevorzugt. 1998 setzten die deutschen Kultusminister Regensburg dann erneut auf die Bewerbungsliste. Mit der gestrigen Entscheidung ist Regensburg nun das 32. deutsche Denkmal, das den begehrten Welterbe-Titel tragen darf.  
Umso größer ist jetzt die Freude in Regensburg und in ganz Bayern: Die Aufnahme der Altstadt von Regensburg in die Unesco-Liste sei eine Auszeichnung von weltweiter Bedeutung und damit ein großer Gewinn auch für Bayern und Deutschland, hatte Bayerns Kunstminister Thomas Goppel (CSU) bereits vor Bekanntwerden der Entscheidung deutlich gemacht.  
 
Regensburgs Oberbürgermeister Hans Schaidinger erwartet sich wie viele andere durch den zusätzlichen Glanz noch mehr Touristen in der Stadt. Bereits ohne den Titel sind Regensburgs Besucherzahlen in den vergangenen Jahren auf rund eine halbe Million Übernachtungen im Jahre 2005 gestiegen.  
 
Redaktion: Donau-Post am 13. Juli 2006, 13:55:00  
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