29.05.08:
Gefahr durch Zecken stark überschätzt
28.05.08 - Die vorwiegend milden Winter der vergangenen Jahre haben den Zecken nicht nur zur Möglichkeit merklicher Vermehrung, sondern auch zu verstärkter Medienpräsenz verholfen. Mit den dadurch entstehenden Ängsten sehen sich Ärzte immer häufiger konfrontiert.
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Zecken lassen sich in der Regel problemlos entfernen. Foto: Archiv
Die Dermatologin Dr. Christina Schnopp von der TU München berichtet: "Zu uns kommen viele Menschen nach einem Zeckenstich in Panik, weil sie Angst vor einer Erkrankung haben." Viele melden sich sogar mitten in der Nacht, weil sie denken, dass schnellstmöglich gehandelt werden muss. Schnopp gibt Entwarnung. Das Risiko einer Erkrankung nach Zeckenstich sei relativ gering, überdies habe man im Falle einer Borreliose viel Zeit, etwas zu unternehmen.
Vor der ebenfalls durch Zecken übertragenen FSME schützt ohnehin nur die Impfung, die vor allem für Menschen zu empfehlen ist, die sich in Risikogebieten häufig in der Natur aufhalten.
Häufiger als die sehr seltene FSME ist die Borreliose. Für diese bakterielle Erkrankung, die zunächst die Haut betrifft und die in Einzelfällen Schäden an Nerven, Gelenken, Herz und Gehirn verursachen kann, existiert im Moment noch keine Impfung. Dennoch besteht kein Grund zur Panik. Schnopp: "Längst nicht jede Zecke ist mit Borrelien infiziert, nicht jede infizierte Zecke überträgt die Bakterien und nicht jede Übertragung hat eine Erkrankung zur Folge."
Antibiotische Behandlung auch noch nach Monaten wirksam
Zudem lässt sich eine rechtzeitig erkannte Erkrankung gut behandeln, sodass dauerhafte gesundheitliche Schädigungen durch Borreliose höchst unwahrscheinlich sind. "Die Verunsicherung, die wir hier bei vielen Menschen feststellen, steht in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung", stellt Schnopp klar.
Das Risiko einer Übertragung hängt stark davon ab, wie lange die Zecke saugt. So ist bei einem Zeitraum unter 24 Stunden eine Übertragung eher unwahrscheinlich. Man sollte daher möglichst früh überprüfen, ob man nach einem Aufenthalt in der Natur Zecken mitgebracht hat. Dabei sollte man auch "verstecktere" Orte wie den Kopf oder den Genitalbereich nicht vergessen.
Zeckenschnelltest nicht verlässlich
Entdeckt man ein Tier, kann man es in der Regel problemlos selbst entfernen. Das ist beispielsweise mit einer speziellen Zeckenzange oder einer gewöhnlichen Pinzette möglich. Auf keinen Fall sollte die Zecke mit Öl oder anderen Stoffen erstickt werden. Den Einstichort sollte man dann einige Tage lang im Auge behalten: Zeigt sich eine größere rote Stelle (Erythema migrans), kann man von einer Übertragung der Bakterien ausgehen. Eine dadurch mögliche Erkrankung lässt sich Schnopp zufolge auch noch Monate später durch Antibiotika problemlos verhindern.
Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte etwa vier bis sechs Wochen nach dem Zeckenstich eine Serologie machen lassen. Hiermit kann eine eventuelle Übertragung von Bakterien sehr zuverlässig nachgewiesen werden. Der sogenannte "Zeckenschnelltest" ist hingegen nicht verlässlich.
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